Sonntag, 4. Oktober 2015

Zur Geschichte des Tegernseelaufs

[Der folgende Beitrag stammt aus der Feder von Hans-Hermann]


Helmuth Emmerich – Begründer des Tegernseelaufs

In diesem Zusammenhang ist es interessant, über den Ursprung dieses traditionellen Laufes noch etwas zu erfahren. Helmuth Emmerich und sportbegeisterte Mitglieder aus den Vereinen rund um den Tegernsee haben den Lauf um den See im Jahr 1949 erstmals organisiert. 
Ein verkehrsbedingter Unfall bei dem Lauf um den See hat dazu geführte, dass dieser in den folgenden Jahren nicht mehr auf der Straße um den See genehmigt worden ist. 
Zur Erinnerung an den verunglückten Läufer wurde dafür vom Turn- und Sportverein Rottach-Egern ein 20 km-Gehen und Laufen im Tegernseer Tal als „Emil-Knorz-Gedächtnislauf“ eingeführt, der mit der Vergabe von einem Wanderpreis verbunden war. Dieser wurde so lange durchgeführt, bis wieder ein Rundkurs um den See genehmigt wurde.

Erfolgreich als Geher im Tegernseer Tal war unser Vereinsmitglied Joe Hackl, der trotz Beinprothese mehrfach gute Plätze bei Gehveranstaltungen erzielt hat. 
Auch der Verfasser dieses Rückblicks (Hans-Hermann Baganz) hat selbst zweimal am Lauf im Tegernseer Tal teilgenommen und ist auf die Urkunde, die den 14. Platz bestätigt, immer noch stolz. 
Als BLV-Bezirks-Frauensportwart hat er Im Jahr 1969 die technische Durchführung der Veranstaltung aus Verbundenheit zu Helmuth Emmerich, der den ersten Lauf 1949 eingeführt hatte, übernommen und war 1974 zur 25-jährigen Wiederkehr beim 17. Internationalen Gehen und Laufen als BLV-Vertreter dabei.

Herauszustellen ist, dass der Initiator des Laufes im Jahr 1949, Helmuth Emmerich, ein Jahn-Mitglied mit großer Vergangenheit war. Als ein Gründungsmitglied der Leichtathletikabteilung kam er im Jahr 1919 im Rahmen eines damals geschlossenen Übertritts der Leichtathletikabteilung vom Münchner Sportclub (MSC) wegen Auflösung derselben zum Turnverein Jahn München, nebenbei erwähnt zusammen  mit dem gleichzeitigen Zugang der Fußballer vom FA Bayern. Als Aktiver war er auf vielen Sportplätzen Deutschlands zu Hause und wurde 1920 in Stuttgart Süddeutscher Meister im 3000 m-Hindernislauf. Im 5000 m-Bahngehen erzielte er 1922 in München einen Oberbayerischen Rekord. Viele Siege errang er auf den langen Strecken. 
Bekannt wurde Helmuth Emmerich auch durch seine Vermessungen von Bahnen und Sportplätzen. Hierüber schrieb er ein Buch, welches in der ganzen Welt bei Architekten uns Stadionbauern Anerkennung und Geltung fand. Die Mathematik und exakte Berechnungen einerseits, die Berge und der Sport andererseits waren sein Lebensinhalt bis zuletzt, trotz seines schweren körperlichen Leidens. Als Teilnehmer an beiden Weltkriegen wurde er in den letzten Kriegstagen 1945 noch schwer verletzt. Er verlor dabei ein Auge und  einen Arm und im Laufe der Jahre versagte dann auch sein Gehör völlig. Sein Geist aber war bis zum Schluss ganz besonders rege und er nahm am Sportgeschehen weiterhin lebhaft Anteil. Er gehörte zu den profiliertesten Persönlichkeiten der Deutschen Leichtathletik. Der DLV verlieh ihm die höchste zu vergebende Auszeichnung, den Ehrenring.

Im Verein baute er eine Jugendabteilung auf, aus der viele bekannte Spitzenathleten des Vereins hervorgegangen sind. Sein Herz gehörte der Leichtathletik-Jugend und so hatte er bis zum Schluss seine Freude daran, ihr zu helfen. Von seiner Invaliden-Rente spendete er noch namhafte Beträge für die Jugendarbeit im Verein und im Kreis München. Am Ende eines jeden Wettkampfjahres wird bis heute an den Verein mit der besten Jugendarbeit der nach Ihm benannte Helmuth-Emmerich-Ehrenpreis verliehen.

In Gmund am Tegernsee, wo er mit seiner Schwester zuletzt lebte, wurde der Diplom-Ingenieur und Sportlehrer Helmuth Emmerich im Alter von 77 Jahren am 14. April 1970 in Anwesenheit von zahlreichen Vertretern des Deutschen und Bayerischen Leichtathletikverbandes sowie von Abordnungen der „Alten Münchner Leichtathleten“ zu Grabe getragen.