Nein, hier geht es weder um Trainingspläne (laaaaaaaangweilig), noch um die pharmakologische Beschleunigung aka Doping, sondern schlicht um Betrug im Marathonlauf. Zuerst kam der Abkürzer, die "Seiteneinsteiger", dann die Bahn- und Busfahrer und der Chip-Kurierläufer.
Bisher noch ungeklärt und einzigartig ist der Fall des Serien-Schummlers Kip Litton, über den das Magazin New Yorker in einem sehr langen Artikel berichtet hat. Neu ist hier der Umfang und der Aufwand der Betrügerei. Hier hat jemand nicht nur einmalig versucht die Schallmauer von unter 3 Stunden Laufzeit beim Marathon durch Betrug zu erreichen, sondern mit immensem Aufwand, Ausdauer und Unverfrorenheit bei einer Vielzahl von Marathonläufen betrogen, sogar mit dem Ziel vermeintlich die Altersklasse zu gewinnen.
Auch wurde ein nicht-existenter Marathonlauf im Internet mit Homepage und Ergebnisliste fabriziert, dessen Sieger Litton war.
Bisher ist es nicht gelungen aufzuklären, wie dieser serienmäßige Betrug auf der Strecke erfolgt ist.
Generell scheint die 3 Stunden Schwelle beim Marathon jede Art von Schwindel geradezu magisch anzuziehen. So hat erst vor wenigen Wochen der republikanische Kandidat für das Amt des Vizepräsidenten, Paul Ryan, in einem Radiointerview behauptet seine Bestzeit über die Marathondistanz sei "unter drei Stunden". Wenige Tage später mußte er dann eingestehen, daß sein Erinnerungsvermögen ihn im Stich gelassen hat und seine Zeit beim einzigen Marathon, den er je gelaufen ist, tatsächlich bei 4:01 Stunden liegt.
Genau umgekehrt liegt der Fall von Paul Appleby. Er ist ganz unbestritten in 2004 und 2005 den London Marathon in weniger als 3:40 Stunden gelaufen. Nur bezog er leider zu diesem Zeitpunkt Sozialleistungen als pflegebedürftiger Rollstuhlfahrer.