[Hier ein Gastbeitrag von Barbara, die einen Bericht über Ihre Teilnahme von Lauf10 aufgeschrieben hat. Vielen Dank dafür! Die Bilder sind vom Filmclub Wolnzach via wolnzach.de]
Ein Nachruf auf „Lauf 10 - 2014“
Nun habe ich ein zweites Mal den Zuruf bekommen, doch als „Neuling“ meine Erfahrung beim „Lauf 10“ zu kommentieren. Das fällt mir nicht schwer, denn was ich in der Laufgruppe erlebe ist bemerkenswert!
Dann stell ich gleich mal zu Beginn einen wichtigen Aspekt in den Vordergrund: Ich laufe dem Krebs davon!!!! Ende 2012 ereilte mich Pankreaskrebs. Nach einer umfangreichen OP lernte ich in der Reha: Die beste Möglichkeit jeder Art von Krebs vorzubeugen ist ...... Laufen! Das gilt auch für die Nachsorge und die Wiedereingliederung ins normale Leben.
Ok - also startete ich gleich 2013 mit „Lauf 10“. Allerdings hatte ich keine Ahnung, dass die notwendige Chemotherapie, über mehr als 6 Monate, mir die Luft zum Schnaufen nahm. So blieb mir nur übrig, Gerold zu gestehen, dass ich das Training leider abbrechen muss. Aber ganz Aufgeben geht nicht! So fragte ich 2014 wieder bei Gerold an, ob er mich bei diesen schlechten Voraussetzungen unter seine Fittiche nimmt.
An dieser Stelle möchte ich allen, die mit mir beim Jahn gelaufen sind - vornan natürlich Caro und Gerold - ganz herzlich Danke sagen für die Rücksichtnahme, Nachsicht und Aufmunterung während des Trainings. Hier wird niemand allein gelassen - hier schaut jeder auch nach hinten zu den Nachzüglern - niemand bekommt das Gefühl fehl am Platz zu sein! Das habe ich sonst wo schon ganz anders erlebt! Danke für den Teamgeist, den ihr so verbreitet - auch bei den „alten Hasen“ sonntags.
Das „Lauf 10“ Training war vorbildlich! Trotzdem habe ich mit allem Optimismus daran gezweifelt, dass ich innerhalb von 9 Wochen - meine letzte Bestrahlung und Chemo hatte ich Ende April - in der Lage sein werde, 10 km am Stück durchzulaufen. Meine Lunge war schon nach 3 Minuten dicht und ich schnappte nach Luft wie ein Fisch an Land. Gerolds aufmunternder Zuspruch: „Das wird schon Barbara“ - kombiniert mit seinem unvergleichlichen Lächeln - ließen einem Aufgeben keinen Raum! Dienstag um 18:00, Donnerstag um 18:00, Sonntag 8:30....... „wird schon, Barbara!“
3 Minuten am Stück durchlaufen ....... 5 Minuten am Stück durchlaufen..... 7 Minuten durchlaufen....... 10 Minuten.... unglaublich! Es wird tatsächlich immer besser.
Und nicht zu unterschlagen: Die gymnastischen Dehnungsübungen vor jedem Lauf. Da haben wir ja vorturnerische Spezialisten mit Feinschliffambitionen vom Feinsten! Du hast Dein Vorstellungsvermögen präsent? Na dann: Du stehst auf einer huppeligen Wiese und ein freundlicher Vorturner im fortgeschrittenen Alter fordert Dein Gleichgewichtsgefühl..... steh auf beiden Beinen, dann heb das linke Bein nach vorne und lass das Fußgelenk kreisen..... rechts rum, links rum.... dann winkle das Bein an und schwenk es wie ein Türscharnier nach außen... nach innen ..... alles immer 5 - 10 mal. Dann nehmen wir das linke Bein im rechten Winkel nach oben in die Hüftbeuge und gehen mit gestrecktem Oberkörper nach vorne, um mit beiden Händen möglichst den Boden zu berühren. (Da träumt man von Jeany dem Flaschengeist - man, ich bin Baujahr 51) Unser Vorturner lächelt dabei aufmunternd und ich denke ob er bei Roncalli seinen Urlaub verbringt. Aber egal wie..... es wirkt und macht auch noch Spass!
Wenn ich aber dachte, dass diese Roncalli Dehnungen schon das Mass aller Dinge sind, dann hatte ich unterschätzt, was „Feinschliff“ für Achim bedeutet. Als wir bereits 20 Minuten am Stück durchlaufen konnten ging es ans Spezialtraining.
Im Gänsemarsch hintereinander auf Lücke - 2 x 12 Läufer - und nun von hinten an der Reihe vorbei in allen erdenklichen Gangvarianten: Vorwärts - rückwärts - seitwärts - im Sirtakischritt - auch noch mit den Händen den Boden berühren - und alles auf Tempo....... Joi, joi, joi.... da ging es zur Sache. Aber.... welches Wunder.....wir wurden besser und besser! Sogar mental bekamen wir die richtige Einstellung auf den Endlauf in Wolnzach! Denkt an den Berg gleich am Anfang..... lasst Euch nicht zur Schnelligkeit verleiten...... bleibt bei einer Gruppe und lauft nicht allein...... und ..... Ihr werdet es alle schaffen, die Atmosphäre wird euch beflügeln.....
Dann war er tatsächlich da - der Tag des Endlaufs in Wolnzach und meine ersten 10 km. 4.311 Läufer am Start und ich!
Und da es ja Spass machen soll, habe ich das auch gleich mit meinem Engagement für die Clinic Clowns verbunden. Rotes T-Shirt an „Ich mag dein Lachen“ und rote Nase auf, schnaufen tu ich ja eh durch den Mund. Mit mir haben spontan 6 weitere Läuferinnen aus unserer Gruppe die roten Nasen übernommen - das Publikum hat es mit positivem Beifall und Lachen honoriert.
Alle guten Ratschläge haben sich bewahrheitet ..... der Lauf war anstrengend und sagenhaft motivierend..... Wir haben alles richtig gemacht - langsam begonnen, die „Wolnzacher Wand“ im Trapp statt im Galopp genommen und dann hatten wir noch richtig Power für den Zieleinlauf! Wou..... Geschafft! Das breite Grinsen war wie festgebacken.... Geschafft.... Geschafft...... Das Feiern danach auf dem Marktplatz super, aber im Kopf war es wie Musik..... Geschafft..... Geschafft... Ich habe es wirklich geschafft.
Danke an TS-Jahn, danke an meine Trainer, danke an meine tollen Mitläufer!
Und jetzt bleibe ich natürlich dabei! Lauftreff 3x pro Woche. Zwar hat sich bisher die versprochene reine Lauffreude noch nicht ganz eingestellt, der innere Schweinehund hat mich noch manchmal im Würgegriff, aber gegen mein Kopfkino kommt er nicht mehr an!
Kürzlich habe ich gelesen: Laufen macht schlau! Na klar, da wird ordentlich mit Sauerstoff belüftet. Noch ein Argument! Also, auf die Socken und laufen!
Ziemlich lang der Bericht, aber waren ja auch 10 Wochen abzuarbeiten.