Montag, 8. August 2011

"Zumindest ist er nie gegangen"

Ganz selten lese ich Bücher über das Laufen, die nicht unter die Rubrik Trainingsliteratur fallen. Einmal laufe ich lieber selber, als mir davon von anderen Läufern über das Erlebnis Laufen erzählen zu lassen. Wichtiger ist aber noch, daß ich nicht das Gefühl habe, daß die Erlebnisse eines Ultramarathonläufers sich so sehr von einem Freizeitläufer unterscheiden. Natürlich bedarf es penibler Vorbereitung, enormer Ausdauer und großer Leidensfähigkeit um einen 100km zu absolvieren, in den Grenzbereich ihrer physischen und psychischen (Lauf)Fähigkeiten kommen aber auch die durch die allgemeinen Lebensumstände schlechter trainierten Freizeitläufer "nur" bei einem Marathonlauf. Die Besteigung des K2 ist hingegen nicht nur von Geographie her, sondern auch von den verlangten Fähigkeiten her unerreichbar für den gepflegten Wochenendwanderer in den Bayerischen Hausbergen.
Dementsprechend unbefriedigend war auch für mich die Lektüre von Wovon ich rede, wenn ich vom Laufen rede von Haruki Murakami. Man erfährt viel über den Schriftsteller Murakami und der Symbiose von Laufen und Schreiben. Murakami läuft wie er schreibt, auf sich allein gestellt, von Versagensängsten geplagt, ergebnisfixiert und mit eiserner Disziplin.
Seine Beobachtungen über das Laufen sind oft trivial und verraten mehr über den Menschen als über das Laufen, wie das Zitat in der Überschrift.
Wer gern eine Autobiographie mit eingestreuten Laufanekdoten lesen möchte, der greife beruhigt zu diesem Buch. Allen anderen empfehle ich Naokos Lächeln.

Haruki Murakami
btb Verlag
ISBN: 3442739454

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